Die Urbanität eines aufstrebenden Mittelzentrums und die vielfältigen Traditionen dörflicher Lebenskultur begegnen sich in Leutkirch und prägen die Lebensqualität der Stadt. Die gut 23.000 Einwohner leben je zur Hälfte in der Kernstadt und den acht Ortschaften mit ihren fast unzähligen Wohnplätzen. Auf einer Fläche von 175 Quadratkilometern, die Oberschwaben mit Bayern verbindet.
Es wird vermutet, dass auf der Linie Lindau – Wangen – Leutkirch im 1. Jahrhundert nach Christus eine Römerstraße gelegen hat. Durch den Einfall der Alemannen in dieser Gegend kam es um das Jahr 300 zu Verschiebungen der Grenze des Römerreiches in Richtung Süden: Bodensee Bregenz – Kempten – Iller – Donau. Die allemannische Besiedlung nach dem Jahr 500 zeigt sich bis heute an den „ Hofen“ – Orten und Weilern, z.B. Tautenhofen ( im 15. Jahrh. Gerichtsort). Im Jahr 766 wird Leutkirch als Gerichtsort des Nibelgaus erwähnt: villa publica.
Leutkirch hat seinen Namen von einer „Leutekirche“. Sie stand im 7. Jahrhundert wohl an der Stelle der St. Martinskirche am Rand der Siedlung „Ufhofen“ und „ Mittelhofen“, zwischen zwei Dörflein, die längst von der Stadt überbaut sind. Im Zusammenhang von St. Gallener Urkunden wird die „ Ecclesia publica“ erwähnt, die 797 als Martinskirche und später als „ Luitchirchun“ namensbildend war.
Um 1100 wird der Nibelgau zur Grafschaft Leutkirch-Zeil. Anfang des 10. Jahrhunderts erhält Leutkrich das Marktrecht, das Zollrecht wird 1348, 1366 und 1373 bestätigt.
Als Reichstadt von 1293 an, gehört Leutkirch seit 1347 zum Schwäbischen Städtebund, besonders die Webkunst war Mittelalter stark vertreten.
Anfang des 16. Jahrhunderts gärte es unter den Bauern auch im Allgäu. Leutkirch hielt sich neutral. Doch war 1525 der „evangelisch“ predigende Bauernpfarrer Matthias Waibel, beim schwäbischen Bund verklagt, bei Kempten festgenommen und in Leutkirch 8 Tage inhaftiert, bevor er bei Reichenhofen hingerichtet wurde. 1546 wurde die Reichstadt evangelisch, getragen von der Weberzunft.
Die St. Martinskirche in Leutkirch wurde 1514 neu gebaut; im Jahr 1615 wurde die Dreifaltigkeitskirche als erste diesseits der Donau evangelisch konzipierte Stadtkirche eingeweiht.
Im Jahr 1802 wird Leutkirch bayrisch und 1810 als Oberamtsstadt württembergisch. Zum Landkreis Ravensburg zählt Leutkirch vom 1. Januar 1973 an mit neun Teilorten, einer Fläche von ca. 175 qkm und etwa 22.000 Einwohnern.
(nach Emil Vogler, Leutkirch im Allgäu, 1980, h.g. Stadt Leutkirch)